Für die Übersichtskarte meiner letzten Reise im Europäischen Nordmeer wollte ich eine besondere Karte erstellen, in der die Nähe zum Nordpol ersichtlich wird.
Eine in heutigen Maßstäben normale Karte kann diese Tatsache aber nur schlecht transportieren.
Das liegt an der Kartenprojektion, die heutzutage zumeist benutzt wird. Denn diese Karten sind vor allem für die Praxis der Navigation konzipiert. Dabei wird die Mercatorprojektion benutzt.
Diese Projektion hat den Vorteil, dass dadurch die Karte Winkeltreu dargestellt wird und somit Routen leichter erstellt werden können. Das Problem dieser Kartendarstellung besteht aber darin, dass die Karte zu den Polen hin immer mehr verzerrt wird.
Daher benutze ich lieber eine Azimutalprojektion. Die kann man sich ungefähr so vorstellen:
Man nimmt ein Blatt Papier und hält dieses an einen bestimmten Punkt der Erde. Nun nimmt man eine Lampe und platziert sie auf den Erdkern. Schaut man sich jetzt die Projektion der Erdkugel auf dem Blatt an, erkennt man extremen Verzerrungen am Rand.
Um diese Verzerrungen zu vermeiden, sollte man jetzt die Lichtquelle sehr weit weg verschieben, sodass die Strahlen des Lichts am Besten Parallel auf die Weltkugel und das Blatt treffen. Dann hat man nämlich keine Verzerrungen.
Diesen Zustand nennt man orthografische Abbildung. Und genau diese Abbildung wollte ich für meine Karte haben.
So, genug der Theorie, jetzt gehts los mit QGIS. Wer mehr zum Thema Kartenprojektionen erfahren möchte, findet einen Beitrag bei Wikipedia.
Zunächst benötige ich natürlich Daten für eine Grundkarte. Die Daten für meine Karte fand ich bei Natural Earth, einem Dienst für kostenlose Vektor- und Rasterdaten in bestimmten Maßstäben.
Ich habe mich bei meiner Karte für einen Mix von bestimmten Vektor- und Rasterdaten entschieden und nach QGIS eingeladen. Da die Grundeinstellung bei QGIS normalerweise eine WGS84-Projektion, also eine Mercator-Projektion, beinhaltet, müssen wir diese nun in eine orthografische Projektion ändern.
Sehr schön wäre es natürlich, wenn man eine Projektion hätte, die man selber verändern kann, wie man es selbst benötigt. Also muss eine eigene Projektion her.
Das ist in QGIS möglich über Einstellungen > Benutzerprojektionen. Im erscheinenden Fenster könnt ihr über das grüne Plus am rechten oberen Rand eine neue eigene Projektion erstellen.
Vergebt zuerst einen eindutigen Namen. Wählt bei Format „Proj-Zeichenkette“ aus und gebt danach folgenden Text in das Parameter-Feld ein:
+proj=ortho +lat_0=0 +lon_0=0
Danach drückt man auf OK. In der Karte ist nun noch keine Änderung zu sehen, da erst noch die Karte auf die neu erstellte Projektion eingestellt werden muss. Achtung: Am Besten deaktiviert man erst alle Rasterlayer, bevor die Projektion geändert wird, da es könnte sonst zu Fehlern kommen kann.
Das geht am Einfachsten über den Button am rechten unten Rand, wo „EPSG“ steht. Im anschließend aufgegangenen Fenster wählt man die neue Projektion aus (zu finden unter „Benutzerdefiniert“).
Nach Klick auf OK sollte die Karte jetzt so aussehen:
Der eben erwähnte Punkt, an dem das Blatt die Erde berührt, ist aktuell die Koordinate 0, 0. Also der Punkt, wo der Äquator (+lat_0=0) den Nullmeridian (+lon_0=0) trifft.
Je nachdem, welche Region man darstellen will, muss dieser Punkt nun in der eigenen Projektion verändert werden.
Eine gute Quelle, welche Koordinate man benötigt, ist dabei Google Earth, da hier im Grunde auch eine orthografische Projektion verwendet wird.
Man dreht in Google Earth den Globus in etwa so, wie die spätere Karte (oder Kartenausschnitt) aussehen soll, und geht danach auf Hinzufügen > Ortsmarkierung.
Daraufhin erscheint ein Fenster mit der aktuellen Koordinate, die in der Mitte des Bildschirmes liegt. Die Gradzahlen dieser Koordinate werden benötigt.
Zurück in QGIS geben wir nun (ungefähr) die Koordinaten in den Einstellungen unserer Projektion ein.
Die Nord-Süd-Koordinate hinter „+lat=“ und die Ost-West-Koordinate hinter „+lon=“. Für meine Karte der Europäischen Arktisregion stellte ich also folgendes ein:
+proj=ortho +lat_0=40 +lon_0=20
Daraufhin „drehte“ sich die Karte nach Nordost:
Nun zoomte ich in den Bereich, den meine spätere Karte abdecken sollte und blendete die Rasterlayer wieder ein.
Je nachdem, wo die gewählte Koordinate liegt, kann es bei manchen Datensätzen zu Problemen kommen, sodass diese nicht vernünftig dargestellt werden (s. unten, Bereich oben rechts). So lange diese Bereiche aber außerhalb der späteren Karte liegen, stellt dieses Phänomen kein Problem dar.
Die Karte kann nun im GIS weiterbearbeitet werden. Ich habe die Layer über ein Drucklayout einzeln exportiert.
Diese habe ich dann in Adobe Illustrator eingeladen und noch meine Reiseroute, die Zwischenstopps und Schrift eingefügt und in Photoshop veredelt.
Dazu benötigte ich die einzelnen Layer.
Wenn man keine Rasterdaten benutzt, reicht auch ein SVG-Export des Drucklayouts, da man hier die Layerstruktur mit exportieren und in Illustrator einlesen kann.